Die Inzidenzrate von Anomalien des Zahnwechsels steigt kontinuierlich vom Milchgebiss bis zur bleibenden Dentition an.
Dabei ist die Eckzahnverlagerung besonders problematisch. In vielen Fällen wäre sie zu verhindern, sofern genaue Kenntnisse zu Ätiologie und Morphogenese Beachtung fänden. Präventiv ist die sorgsame klinische Überwachung der Gebissentwicklung unerlässlich. Bei atypischen Entwicklungen folgt im Rahmen einer schrittweisen Diagnostik zunächst der Röntgenbefund, wodurch zeitnah eine Therapie eingeleitet werden kann. Die hohe funktionelle und ästhetische Wertigkeit der Eckzähne rechtfertigt auch umfangreiche therapeutische Maßnahmen einschließlich der chirurgischen Freilegung zur Einstellung.
Zu differenzieren ist generell zwischen bukkaler und palatinaler Eckzahnverlagerung, die so unterschiedlich sind wie Äpfel und Birnen. Die bukkale Eckzahnverlagerung ist fast immer durch Platzmangel im Zahnbogen bedingt und stellt besonders im Unterkiefer hohe Anforderungen an die Biomechanik. Es ist häufig die Ex oder NonEx Frage zu klären; in diesem Zusammenhang sind eventuelle Resorptionen durch verlagerte Eckzähne an benachbarten Zähnen wichtig.Die palatinale Eckzahnverlagerung kommt häufiger vor und steht oft mit generalisierter Spätzahnung in Zusammenhang. Typisch ist hier eine skelettale und dentale Klasse I ohne größere Abweichungen, abgesehen von der Milchzahnpersistenz im Eckzahnbereich. Je später die Diagnose „Eckzahnverlagerung“ gestellt wird, desto ungünstiger wird die Prognose. Durch Einbeziehen erweiterter Bilddarstellung wie DVT oder CT wird eine genauere Lokalisation und ein schonenderes Vorgehen ermöglicht. Verschiedenartige chirurgische Freilegungsmethoden – offene und gedeckte - werden diskutiert. Bei Nichteinstellbarkeit gilt es, von Anfang an einige Vorgaben zu beachten, wie, sofern möglich, den temporären Erhalt des Milchzahnes bis hin zur möglichen alternativen Versorgung der Lücke. Mit bewährten Apparaturen kann die Eckzahneinstellung in Kraft und Richtung gezielt erfolgen.
Eckzahnverlagerung
Weiter ist das Vorgehen bei verlagerten und retinierten Front- und Seitenzähnen Inhalt des Kurses.
Für ankylosierte Zähne, zu unterscheiden von solchen mit primären Durchbruchsstörungen, werden Diagnostik, Planung und Therapie an typischen Patientenbeispielen dargestellt.
Wurzelresorptionen, wie laterale mit einem Potenzial zur „Ausheilung“, als auch apikale, mit irreversiblem Verlust an Wurzellänge werden besprochen. Die Frage nach der dauerhaften Erhaltbarkeit betroffener Zähne ist abhängig vom Resorptionsgrad und wird zum Teil ermutigend beantwortet.
Zur Risikominimierung bei Diagnose und Therapie von Dentitionsstörungen ist die kritische Betrachtung von Kasuistiken hilfreich. Belegt durch Verweise auf die aktuelle internationale Literatur kann Planungssicherheit gewonnen werden. Dies führt bei unerwarteten Verläufen dazu, dass der Behandler durch umfassende Aufklärung und Dokumentation auch unter forensischen Aspekten bestmöglich abgesichert ist.
Foto: Dr. K. Habersack
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